Wie leben wir eigentlich?

Hallo ihr lieben,

 

da vermutlich bei all den Blogeinträgen über Urlaube, Arbeitsalltag und besonderen Ereignissen, ein Einblick in unseren Lebensstil zu kurz kommt, dachte ich mir, ich erzähle euch heute mal etwas mehr darüber, wie wir hier eigentlich leben! 

 

Seit nun mehr als 7 Monaten leben wir nun schon in unserer kleinen, aber feinen Hütte im Nqileni Village. 

Unser Haus wurde einst aus Lehmquadern gebaut. Diese werden aus dem lehmreichen Boden ausgestochen und später mit Kuhdung (Kuhscheisse) verkleidet. 

 

Das Haus erhält anschließend eine Lehmfassade und wird in bunt bemalt, in unserem Fall in orangener Farbe! 

Der Boden in unserem Haus besteht ebenfalls aus Kuhdung. Da sich der Boden mit der Zeit etwas abnutzt, muss er alle zwei Monate eine weitere Schicht Kuhdung erhalten. Das übernimmt zum Glück unsere liebe Nachbarin Nonezile.

 

Ihr habt also richtig gelesen: Ja, im Prinzip besteht unser Haus aus Kuhscheisse :D Der Geruch ist jedoch ziemlich neutral, außer unsere Nachbarin hat den Boden frisch gemacht, dann kann es auch schonmal zwei Tage ziemlich nach Kuhstall riechen.

Unser Haus besteht aus drei Räumen, die jedoch nur durch einen Türrahmen, und nicht mit verschließbaren Türen voneinander getrennt sind. Im ersten Raum befindet sich mein Zimmer, im zweiten unser Wohnbereich mit Küche und „Ess- und Wohnzimmer“ und im dritten Raum schläft Jakob. 

Seit Januar genießen wir ungewohnten Luxus, indem wir uns zwei kleine Solarzellen gekauft haben, um etwas Licht zu haben. Hier in Südafrika wird es sowohl im Sommer als auch jetzt im Winter immer schon recht früh dunkel. Bisher hatten wir abends dann immer nur Kerzenlicht, jetzt jedoch, sofern die Sonne scheint, etwas Licht durch 3 kleine Glühbirnen. 

Für einen Stromanschluss, um beispielsweise Handys oder einen Laptop zu laden, reicht es leider nicht. Das müssen wir in der Bulungula Lodge, einem Backpacker am Fuße des Hügels, direkt am Wasser liegend, oder dem Bulungula Incubator erledigen. Durch Powerbanks ist das allerdings überhaupt nicht schlimm, denn die kann man gut die Nacht über in der Lodge zum aufladen liegen lassen, und am nächsten Tag wieder abholen. 

 

 

Da wir neben Strom auch keinen Wasseranschluss in unserem Haus besitzen, füllen wir mehrmals die Woche eine kleine Wassertonne im Haus mit dem Wasser aus der hauseigenen Regentonne, die durch das Dach aufgefüllt wird, auf. Dieses nutzen wir dann zum Händewaschen, Zähneputzen, Kochen und für den Abwasch. Um Trinkwasser zu erhalten besitzen wir ein Filtersystem, dass uns ermöglicht, das Regenwasser zu filtern und zu reinigen, um es anschließend zu trinken. Das Wasser ist echt angenehm zu trinken und schmeckt auch wirklich gut!

In unserem Haus haben wir einen Gasherd, den wir zum Kochen verwenden. Das ist ein großer Vorteil, denn so müssen wir nicht wie die meisten unserer Nachbarn Feuerholz zusammentragen und draußen auf einem Kessel kochen oder Tee aufsetzen. 

Unsere Toilette befindet etwa 30 Meter von unserem Haus entfernt. Natürlich ist es keine normale Toilette wie man sie kennt, sondern ein Plumpsklo, man gewöhnt sich jedoch recht schnell daran und mittlerweile ist es schon echt ungewohnt, bei einer richtigen Toilette daran zu denken, die Spülung zu betätigen! 

Duschen können wir ebenfalls nicht in unserem Haus. Wir gehen zum Duschen runter in die Lodge, und das Duschen dort ist jedes Mal ein Erlebnis. In der Lodge gibt es die sogenannten „Rocket Showers“. In diesen Duschen wird das Wasser durch Paraffin erwärmt und während man duscht darf man dem wohlig grollenden Geräusch lauschen. Besonders gerne dusche ich in der „Forest Shower“, die aus dem selben Prinzip besteht, sich allerdings draußen befindet, sodass man, wenn man im dunkeln duscht, von der Dusche aus den Sternenhimmel beobachten kann. 

Großes Glück haben wir auch mit unseren Nachbarn! Unsere Nachbarin Nonezile kümmert sich nicht nur darum, unseren Boden alle zwei Monate wieder frisch zu machen, ab und zu mal mit den Worten „sandy, sandy“ durchzuwischen, sondern auch um unsere Wäsche. Alle zwei bis drei Wochen können wir unserer Nachbarin unsere Wäsche vorbeibringen, die sie dann für etwas Geld für uns wäscht, trocknet und sogar ordentlich faltet! 

 

Ebenfalls sind wir durch unsere liebenswerte Nachbarschaft so gut wie nie alleine in unserem Haus! Der Enkel von Nonezile, Ano, lebt quasi bei uns im Haus, so oft wie er vorbeikommt. Ano ist jedoch nicht der einzige. Wenn wir von unserer Arbeit nach Hause kommen werden wir meistens schon freudig, von vielen Kindern erwartet, die mit uns malen, draußen Ball spielen oder einfach nur bei uns sein wollen!

Es kommt allerdings leider auch sehr oft vor, dass am Wochenende, wenn wir ausschlafen wollen, schon um 6 Uhr morgens lautstark an der Tür geklopft und unsere Namen gerufen werden, damit wir rauskommen um zu spielen. Noch nervt es manchmal, so früh geweckt zu werden, in Deutschland werde ich die ganzen Kinder aber sicherlich kräftig vermissen und mir so manchmal wünschen, sie würden um 6 Uhr an meiner Zimmertür klopfen, um zum spielen vorbeizukommen!!!

Da es hier in Bulungula nur ein paar wenige, sehr kleine Shops mit einer ziemlich begrenzten Auswahl an Lebensmitteln, gibt, müssen wir in dem 90 Minuten entfernten „Ngcwanguba Store“ auf dem Weg nach Coffee Bay einkaufen gehen. Bis Ende Dezember hat dies für unser Incubator erledigt. Der Bulungula Incubator ist glücklicherweise für den „BI-Staff“ alle zwei Wochen einkaufen gegangen, sodass wir immer eine Liste mit unseren Wünschen abgeben konnten, die dann alle zwei Wochen geliefert wurden. Leider hat der Incubator das Shopping seit Anfang Januar eingestellt, sodass wir nun auf die Freiwilligen in Coffee Bay angewiesen sind. Diese besitzen ein Auto und müssen uns nun ca. alle 3 Wochen etwas zu Essen vorbeibringen, oder wir besuchen sie, und kaufen auf dem Rückweg beim Ngcwanguba Store ordentlich ein. 

 

Ich hoffe, ihr konntet durch diesen Eintrag einen kleinen Einblick in unsere Lebensweise hier in Bulungula bekommen! 

 

 

Sala kakuhle!